Tag 28 Mittwoch 04.11.2015

Foto des Tages

 

Warum muss zwischen zwei schönen Tagen eine solche katastrophale Nacht liegen. Warum muss sich ein Haus wie das Abraspungo einen eigenen Hahn halten?

Glücklich schlafe ich ein, aber irgendwelche Geräusche stören meinen Schlaf um  kurz vor 3 Uhr. Der Hahn des Hauses kräht gefühlt alle 13,5 Sekunden den Mond an. Irgendwann haben seine Kumpels, die Hähne von nebenan, genug und ermahnen ihn lautstark endlich den Schnabel zu halten. Da nichts hilft, kräht alles gemeinsam weiter. Irgendwann, es ist noch stockdunkel haben selbst die Singvögel die Nase voll und ermahnen die Hähne zur Ruhe, doch nichts geschieht. Unser Haushahn behält seinen 13,5 Sekunden-Rhythmus bei. Also kräht und piept es weiter. So langsam wird es Tag und der Kumpel hört echt auf zu krähen. Jetzt hören die anderen auch auf und hauen sich noch ein wenig aufs Ohr. Nur ich kann nicht mehr einschlafen.

Heute Abend esse ich im hiesigen Restaurant Haushahn im Ganzen, versprochen.

Das Frühstück ist gut, gefühlt nach Wochen gibt es mal wieder Wurst und Käse, und einen Saft der Baumtomate, mmmh lecker. Noch nie gehört? Wir bis zu unserer Einreise nach Ecuador auch nicht, jetzt haben wir sie bereits als Suppe, Nachtisch und Saft serviert bekommen. Wir werden uns in Deutschland erkundigen, ob es diese Frucht auch bei uns gibt. Wenn nicht, werde ich mich um Exklusivvertrag für die Einfuhr und die Vermarktung bemühen, dass wird der Renner.

Nach dem Frühstück machen wir uns etwas übermüdet auf die Fahrt nach Alausi. Gleich zu Beginn ein großer Augenblick, der Chimborazo ist komplett frei.

Nachdem wir Riobamba verlassen haben fahren wir wieder durch das Hochland und es ist immer wieder erstaunlich, was in diesen Höhen hier wächst. In Europa ist in diesen Höhen bereits alles kahler Felsen und selbst das Edelweiß japst nach Sauerstoff. Hier gibt es Weiden, Ackerbau … Irgendwie sieht das Ganze auch so aus wie bei einer Märklin Eisenbahn, bei der eine Landschaft gebastelt wurde. Da steht die Kuh auch an Stellen, wo eine Kuh gar nicht stehen kann, hier ist das „in echt“ auch so.

Von Alausi startet ein Zug mit dem bezeichnenden Namen Diavola. Es soll die oder zumindest eine der gefährlichsten Zugstrecken der Welt sein.   

Wir sind bereits um 10 Uhr da und haben Gelegenheit uns den Ort anzuschauen. Er ist sehr schön und gepflegt. Es ist mir unbegreiflich, dass es hier nur 2 oder 3 Hostals gibt. Die Zugfahrt wird meistens mit einer Übernachtung in Riobamba angeboten, das immerhin 88 km entfernt liegt.  Dabei ist Alausi viel schöner. Tipp: Wenn jemand hierher kommt, bucht ein einfaches Hostal, das erspart die Anreise am gleichen Tag und in Riobamba verpasst ihr auch nicht wirklich was. Auch der Hahn des Abraspungo stört euch dann nicht.

extra für Jupp wieder mal mit Hut

Die zwischen 1899 und 1908 gebaute Strecke galt damals als Meisterwerk der Ingenieurkunst und bahnt sich bis heute im Zick-Zack-Kurs ihren Weg durch die Bergwände. Unsere 45-minütige Fahrt startet um 11 Uhr am Bahnhof in Alausi und führt zunächst in das Tal, bevor es abwechselnd vorwärts und rückwärts entlang der Teufelsnase bis zur Talstation Sibambe geht. Nach einer 60-minütigen Pause fahren wir zurück nach Alausi. Es gibt weitere Abfahrten um 9 Uhr und 15 Uhr.

In der Tat geht es teilweise atemberaubend steil abwärts und Menschen mit Höhenangst sollten vom Fenster fern bleiben.

Die Technik ist interessant und wenn man unten am Bahnhof von Sibambe steht, kann man die Baukunst der Männer von damals nur bewundern. Aber um ehrlich zu sein, wir haben schon spektakulärere Bahnfahrten gemacht. Ich denke dabei ganz speziell an die Fahrt im letzten Jahr in Colorado von Durango nach Silverton. Trotzdem, wer so etwas noch nie gemacht hat oder sich für Eisenbahnen allgemein interessiert, der sollte diesen nicht ganz so billigen Trip ruhig machen.