Tag 38 Samstag 14.11.2015
Foto des Tages
Da war er mal wieder, so ein Zaubertag. Vielleicht habt ihr ja schon gedacht, ok, das war es. Die herausragenden Erlebnisse sind vorbei, der Alltag ist eingekehrt. Ich muss euch enttäuschen, es geht weiter mit Naturerlebnissen bester Güte. Waren wir eben noch in der Wüste, im Dschungel, auf See, bei den Inkas oder auf dem Feuerriegel dieser Welt unterwegs, tauchen wir jetzt in die Welt der Gletscher ein.
Wir statten dem Nationalpark Los Glaciers einen ersten Besuch ab. Schon vor 9 Uhr sind wir auf der Piste, um den Perito Moreno Gletscher zu besuchen. Nicht unser erster Gletscher im Leben, aber es sollte ein besonderes Erlebnis werden.
Bei der Abfahrt in El Calafarte war das Wetter noch ok, doch schnell zogen dunkle Wolken auf und es regnete nicht gerade wenig. Beide dachten wir an eine unserer anderen Gletschertouren, nämlich an Alaska, hier war die Anreise nach Valdez ebenfalls im Regen und auch hier hatten wir gemeinsam mit Dirk und Anette sensationelle Erlebnisse, ein gutes Omen?
Aber bleiben wir in Argentinien. Wir hatten schon vermutet, dass es kalt werden würde, also ging ich wieder vierlagig los, Gaby schaffte es sogar auf 6 Lagen. Durch den eisigen Wind, der später am Gletscher aufkam, kann man nur sagen, alles richtig gemacht.
Natürlich kam der erste Mirador und obwohl es heftig goss, mussten wir raus und unseren ersten Schnappschuss vom Gletscher machen. Was für ein Bild sensationell. Leider werden die hier geschossenen Bilder nirgendwo wieder auftauchen, denn gegen das was uns erwartete war es ein reiner Hühnerschiss.
Unser Adrenalin war aber schon am kochen, als wir gestoppt wurden und als erstes Auto nicht mehr auf den Hauptparkplatz durften. Wir mussten auf den Ausweichparkplatz mit Shuttleservice. Man war ich sauer, aber es sollte sich als großes Glück herausstellen. Natürlich dauerte mir das mit dem Shuttle zu lange und schon erblickte ich eine Karte, auf der führte ein Zubringerweg am Ufer entlang auch zum Gletscher. Obwohl es noch regnete, nicht mehr so stark wie noch vor ein paar Minuten, aber es regnete, machten wir uns auf den Weg.
Ausgeschrieben war der Weg mit 1/12 Stunden, was deutlich übertrieben war, es sei denn man rechnet eine Stunde Stillstand durch Faszination hinzu. Ich denke, die reine Gehzeit beträgt 30 bis 45 Minuten, je Strecke.
Dann kam der Gletscher immer näher und wir hörten das erste Kalben. Wer es noch nie erlebt hat, wenn ein Gletscher bricht, dem sei gesagt, es ist nicht nur ein optisches Erlebnis, vielleicht noch spannender sind die akustischen Folgen. Die Geräusche die es verursacht, wenn das Eis eines Gletschers, nach teilweise tausenden von Jahren Wanderung ins Wasser bricht, sind nicht zu beschreiben, man muss es erleben, man muss es hören. Selbst kleinere Eisstücke von einem Meter verursachen atemberaubende Laute. Bei größeren Eismassen hallt das Ganze minutenlang nach bzw. verursacht Folgegeräusche durch die Verdrängung anderer Eismassen im Wasser.
Wir hatten heute das Glück, dass eine riesige Eiswand kalbte, wir waren auch an der richtigen Stelle als es passierte. Ich hoffe, Film und Fotos sind so geworden, das man es nachvollziehen kann. Leider werde ich das in voller Pracht nicht auf der Seite präsentieren können, da es sicherlich einiger Nachbearbeitungen bedarf, dafür fehlt hier dann doch die Zeit. Aber vielleicht macht es euch ja neugierig und ihr wollt mehr als nur die paar Bilder auf unserer Seite sehen. Dann meldet Euch.
Interessant war, dass wir nach dem ersten Abbruch, der durch das Nachschieben des hinteren Eises verursacht wird, gesehen haben, welches Stück als nächstes kalben könnte. Wir konnten sehen, wie sich ein Spalt über Minuten veränderte, vergrößerte. So hatten wir die Hoffnung, dass es passiert, und es passierte. Wir hatten darauf in wirklich eisiger Kälte gewartet, aber in dem Moment war uns warm ums Herz, ein super Erlebnis.
Wir betrachteten bestimmt noch 5 Minuten die neu entstandene Formation, als es plötzlich erneut laut wurde und ein tonnenschwerer, geschätzter 25 Meter langer und 10 Meter breiter Eisberg aus dem Meer schoss. Sich überschlug und dann tiefblau im Wasser schwamm. Das war die Eiswand, die vor 5 Minuten ins Meer gestürzt war und nun nach oben drängte. Nie zuvor haben wir etwas Vergleichbares gesehen.
Das schönste an der ganzen Sache war, die Plattform auf der wir es beobachten konnten, lag außerhalb der Zone für die Touristen, „ich hab ein Foto vom Gletscher gemacht, ich war da, wann geht es weiter?“. Bisschen bösartig formuliert, aber ich glaube ihr wisst, was ich meine. Die Plattform lag halt noch weit unten und nicht viele Touristen sind bis dahin gekommen. Wir aber mussten automatisch hier lang, da wir halt vom Behelfsparkplatz losgewandert waren.
Dann gingen wir noch weiter nach oben und hatten noch kleinere Abbrüche und neue Perspektiven, aber nichts konnte mit dem mithalten, was wir vor wenigen Minuten gesehen und gehört hatten.
Da sich oben auch wesentlich mehr Menschen aufhielten, machten wir uns auf den Rückweg, es war ziemlich kalt und regnete noch immer. Auf dem Weg zurück in unser Quartier, hatten wir dann das Glück 4 Kondore zu sehen, das rundete den Tag ab.
Ich habe ja versucht sehr intensiv das akustische Erlebnis zu beschreiben. Ergänzen möchte ich es mit einer Geschichte aus Alaska. Wir zelteten auf Growler Island nicht sehr weit vom Columbia Gletscher entfernt. Anette, Gaby, Dirk und ich saßen mitten in der Nacht in der Bucht der Insel, in der immer wieder gekalbte Eisberge hinein schwammen. Wir lauschten dem unbeständigen Abbruch des Eises und waren völlig fasziniert. Plötzlich sahen wir einen Orca in die Bucht kommen, der sich dann in unserer Bucht tummelte. In der Bucht, in der wir Stunden vorher noch gepaddelt sind. Auch das ist ein unvergessliches Erlebnis und ich will euch damit heiß machen, auf die eiskalte Gletscherwelt, sie ist sensationell.
Nach unserer Rückkehr genossen wir unser Quartier, das Blanca Patagonia. Maren, danke für den Tipp.
Abends wollten wir den Tipp von Maren und Tanja G. ausprobieren, doch im La Tablita bekamen wir keinen Tisch, also haben wir für morgen vorbestellt.