Tag 22 Donnerstag 29.10.2015
Foto des Tages
Jetzt sind wir 3 Wochen unterwegs, es kommt uns vor, als wären es bereits Monate. Der erste Abend in Kelsterbach, war der nicht letztes Jahr?
Auch heute wieder wecken 5 Uhr, Frühstück um 6 Uhr Abfahrt mit dem Kanu zur Anlegestelle am anderen Seeufer. So langsam erkenne ich, warum ein Rentner Stress hat. Zu Fuß wieder 2 km zum Fluss und dort hatten wir das große Einbaumschiff für uns alleine. Es war dichter Nebel und selbst der routinierte Pilot hatte bei 20 Meter Sicht auf dem Fluss Schweißperlen auf der Stirn.
Die Fahrt war ein echtes Abenteuer. Unterwegs sahen wir mehrere Schiffe, die auf Grund gelaufen waren. Auch die tollkühnen Rennfahrer der Einbäume fuhren langsam und diszipliniert.
Unser Ziel war eine Salzleckstelle für Papageien am Fluss. Die Papageien suchen solche Stellen auf, um ihren eigenen Mineralhaushalt zu korrigieren, weil sie ansonsten alles in sich rein stopfen, was ihnen essbar erscheint. Um diese Völlerei auszugleichen, brauchen die Papageien die hier in der Erde befindlichen Mineralien.
Warum die Papageien immer zu dieser bestimmten Stelle kommen ist nicht geklärt. Man hat von der Stelle Bodenproben genommen und festgestellt, dass sie sich nicht von anderen Bodenproben unterscheiden.
Zuerst mussten wir warten bis sich der Nebel lichtete, dazu fuhr der Pilot auf eine Sandbank. Dabei haben wir leider nicht bemerkt, dass uns nach und nach die Sandfliegen oder Sandflöhe zerstochen haben. Wie immer erwischte es Gaby am schlimmsten.
Dann verzog sich der Nebel langsam und es war interessant zu beobachten, wie sich die Papageien der Wand näherten. Für die Jungs ist das nicht ganz ungefährlich, weil sie für bestimmte Raubvögel eine leckere Mahlzeit sind. Papageien sind von Natur aus feige und so muss immer erst ein Deti kommen, der als erstes in die Wand fliegt, dann folgen die anderen. Sie sitzen praktisch übereinander und ziehen die Mineralien aus der Erde. Leider ist es zu weit weg, sodass die Fotos das interessante Schauspiel nicht wirklich wiedergeben.
Der Rückweg war traumhaft, der Fluss lag bei 28° und extrem hoher Luftfeuchtigkeit wie unberührt da. Langsam wurden wir zurück zu unserem Anleger gebracht, das Ganze dauerte etwa eine Stunde, nicht nur der Fahrtwind was ein Genuss. Gefühlt war ich das erste Mal während dieser Reise auf dem 0-Level angekommen.
Nach unserer Rückkehr ein Bad mit den Piranhas und völlig fertig in die Hängematte gefallen. Pause bis 16:30 Uhr.
Nur schwer konnte ich Gaby wecken, die hohen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit machen uns fertig. Aber in Hannover bei Regen & Co wollen wir auch nicht sein, also machen wir weiter.
Wir fahren zu einem weiteren Aussichtsturm, der diesmal aus Holz ist und um einen knapp 40 Meter hohen Baum gebaut wurde. Aber vorher mussten wir wieder durch einen Dschungelkanal paddeln. Leider weiß ich nicht, wie ich euch dieses grandiose Erlebnis vermitteln kann, weder Bilder noch Worte zeigen das wahre Erlebnis. Auf dem Weg zum Endpunkt sahen wir Kapuzineraffen, aber die allgemeine Atmosphäre ist es, was das Ganze spannend macht. Am Ende angekommen, machen wir uns auf den einen ca. 800 Meter langen Weg zum Turm. Unterwegs sehen wir noch eine Eule.
Gaby will bei den schwülen Temperaturen nicht hoch und so machen wir drei uns auf den Weg nach oben. Über Holztreppen immer am Baum entlang, kommen wir letztendlich oben an und erleben einen schönen, kitschigen Sonnenuntergang.
Wir warten oben, bis es dämmert, als wir unten bei Gaby ankommen, ist es stockdunkel. Von einer Sekunde auf die nächste setzen die Nachtgeräusche ein, die erst mit Sonnenaufgang wieder verstummen, Natur pur.
Jetzt starten wir eine Nachtwanderung, ohne Taschenlampe kannst Du die Hand vor Augen nicht erkennen. Wir wollen nachtaktive Insekten und Tiere entdecken. Unheimlich. Wir sehen Echsen, Kakerlaken, Heuschrecken, Spinnen …, so nicht wirklich spannend, aber im Dunkeln, eine tolle Erfahrung.
Zurück zum Boot geht es geschätzte 30 Minuten durch den stockfinsteren Kanal, der nur durch unsere Taschenlampen beleuchtet wird. Ein Erlebnis, dass ich jedem empfehlen kann, aber leider kann ich es nicht beschreiben. Zurück auf dem See sahen wir noch einen Kaiman.
Wieder ein besonderer Tag in unserem Leben. Ein gespenstischer Tag, morgens Nebel, abends geheimnisvolle Tour durch die Dunkelheit.
Fazit: Alles genial, wer immer die Möglichkeit hat nach Ecuador zu kommen, sollte die Sacha Lodge im Programm haben. Danke an Franziska, Bolivar und Mike für die tollen Tage.
Das Programm der Sacha Lodge sieht vor, dass man immer zwei Ausflüge hat, die im Preis bereits inkludiert sind. Die Ausflüge bzw. Wanderungen sind nach meiner Einschätzung immer lohnenswert. Ich könnte mir aber auch vorstellen, einen Tag in der Sacha Lodge zu relaxen, also ohne Programm. Ich glaube aber, das machen die wenigsten. Zur Anlage selbst habe ich schon vorne lobende Worte gehabt. Alles einfach nur Spitze