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Prolog zum neuen Lindenblog Quirrestraße 10
Ich sage immer, hier bin ich geboren. Das ist natürlich falsch, denn wirklich geschlüpft bin ich in der Landesfrauenklinik in der Nordstadt. Mutti wollte nicht zu Hause entbinden, zu Hause in der Quirrestraße 10. Dort in der Erkerwohnung in der 4. Etage war es wohl klein, zu dunkel oder zu kalt, keine Ahnung. Vielleicht waren die nachträglich eingebauten Erkerfenster nicht ganz dicht, doch dazu mehr in einer der späteren Geschichten. In der Landesfrauenklinik wollten sie mich aber auch nicht lange haben, denn meine Stimme hatte schon damals eine Lautstärke die sich deutlich von den anderen Babys unterschied, und ich war nicht leiser! Also kam ich schon nach wenigen Tagen in mein Linden, in meiner Quirrestraße 10.
Mein Blog trägt die Überschrift Quirrestraße 10, weil hier alles begann, weil hier Kinderaugen Sachen gesehen haben, die Erwachsene längst nicht mehr gesehen haben. Hier habe ich mich auf den Schnee gefreut und nicht wie heute über den Matsch und glatte Straßen geschimpft. Hier habe ich Kleinigkeiten als Geschenk wahrgenommen und nicht als Selbstverständlichkeit gesehen. Hier habe ich ausprobiert was das Leben so hergibt, hier habe ich für das Leben gelernt.
Was habe ich nun genau vor? Ich möchte Geschichten aus Linden schreiben, Geschichten und Erlebnisse, die mit meiner Jugend oder meinem Leben nach der Jugend zu tun haben. Wahrscheinlich bringe ich auch Geschichten, bzw. ergänze Geschichten mit Erlebnissen und Erzählungen meiner Mutter, die sie alle mit sehr viel Liebe aufgeschrieben hat. Diese Geschichten … mixe ich mit historischen und aktuellen Fakten, Gerüchten, Meinungen, Fake News etc.
Fake News ist ein gutes Stichwort, wie sah es früher aus, als es diese Wortkreation noch nicht gab? Fangen wir in der Steinzeit an, dort wurden falsche Nachrichten getrommelt, so ungefähr, der Hirsch steht auf der dritten Lichtung von links. Natürlich war das falsch, der Hirsch stand in Wirklichkeit auf der zweiten Lichtung rechts, aber die falsche Trommelmeldung schützte die eigene Jagdtruppe, da andere, konkurrierende Gruppen falsch gelenkt wurden. Das eigentlich blöde war nur, dass der Hirsch durch die ganze „Falschtrommelei“ verscheucht wurde. Auf jeden Fall hatten diese Fake News nur regionalen Charakter, also längst nicht die Bedeutung der heutigen Fake News.
Im Mittelalter bestrafte vor allem die Kirche Überbringer von Fake News. Als Beispiel sei da Galileo genannt, der sich erdreistete zu behaupten, dass die Erde eine Kugel und keine Scheibe ist. Gut, solche offensichtlichen Falschmeldungen gab es nicht jeden Tag, aber es gab sie. So wurde Galileo u.a. zu einem lebenslangen Hausarrest verurteilt. In Linden spielte das Thema Scheibe oder Kugel indes keine große Rolle, denn wer hier der Scheibentheorie, damals dem Scheibenfakt, widersprach, dem drohte der Scheiterhaufen und damals brannte der Scheiterhaufen schnell. So konnte sich die Scheibentheorie noch etwas als alternativer Fakt halten.
Dramatisch wurde es mit der Erfindung des Buchdrucks, auch hier war die Kirche in führender Position. Als Betreiber des ersten sozialen Netzwerkes überhaupt, diesen Titel hat die Kirche verdient und nicht Facebook, waren die Kirchengrößen groß darin ihre Theorien (Fake News) zu verbreiten.
Der Ablasshandel besagte z.B., gib Kohle in den Beutel für Rom und schon bist du deine Sünden los und kommst in den Himmel. Bis heute hat es kein Mensch dauerhaft in den Himmel geschafft und das liegt nicht daran, dass der Fahrstuhl dorthin seit Jahren defekt ist. Ein Mann der dagegen kämpfte war Luther. Mit seinen an das Tor der Schlosskirche zu Wittenberg genagelten Thesen, erfand er die Gegendarstellung.
Ein Lindener Pfarrer bzw. neu Pastor, sah den Wechsel vom katholischen zum evangelischen Glauben pragmatisch. Der Pastor zu seiner Lindener Gemeinde: „Ab sofort sind wir evangelisch und haben mit Rom nichts mehr am Hut. Ablasszettel gibt es nicht mehr, ab sofort werft ihr das Geld direkt in den Klingelbeutel. Was dann mit Euren Sünden geschieht hat mir niemand gesagt, aber ich vermute sie verschwinden im Schlund des Beutels. Ansonsten geht alles seinen gewohnten Gang“. Für die Lindener Kirchgänger waren das keine Fake News, das war harte Realität.
Bei den Braunkitteln, nicht zu verwechseln mit den Schwarzkitteln aus Asterix und Obelix, nannte man Fake News dann Propaganda, dafür gab es sogar einen eigenen Minister. Selten hat ein Mensch so viel Fake News kommuniziert wie Joseph Göbbels.
Schon vorher, aber verstärkt nach dem zweiten Weltkrieg, nannte man Fake News in Zeitungen ganz einfach Zeitungsente oder noch einfacher Ente. Unklar ist, woher der Begriff abgeleitet wird. Eine These besagt, er komme daher, dass die Ente ein unzuverlässiger Brüter ist, aber das kann natürlich eine Ente sein.
Mit den neuen sozialen Medien, gibt es jetzt eine neue Art der Fake News. Dieses Thema wird ja gerade heiß diskutiert. Ich bin mir sicher, dass wenn jemand in 50 Jahren einen Artikel über Fake News schreibt, heißen die Fake News aus unserer Zeit nicht Propaganda oder Ente, sie werden ganz einfach“ Trumpfs“ genannt. Wetten?
Aber ich bin abgeschweift, ich wollte euch doch auf meinen neuen Blog Quirrestraße 10 einstimmen. Dazu muss ich die Straße und das Haus ja mal kurz vorstellen. Die Quirrestraße selbst wurde ab 1914 angelegt, die Nummer 10 wurde aber erst 1938 fertiggestellt. Das Haus Quirrestraße 10 stand und steht noch immer eingeklemmt zwischen der 8 und 12. Ursprünglich wohnten dort 8 Mietparteien mit dabei, Parterre rechts, meine Großeltern mit ihrer Tochter, heute als Handy Helga überregional bekannt. Später kam im Dachgeschoss eine weitere Wohnung dazu, die Wohnung meiner Eltern, mein erstes Chaos Terrain.
Die 192 Meter lange Quirrestraße kennt kein Schwein, sie liegt in der Nähe der Bethlehemkirche zwischen Kötnerholzweg, Fössestraße und Limmerstraße ist aber so unbedeutend dass sie keinen direkten Zugang zu einer der großen Straßen in der Umgebung hat. Bevor dieser Teil Lindens bebaut wurde, war hier ein Wald, der den Namen Kötnerholz trug.
Woher der Name Quirre kommt, habe ich in meiner Limmerstraßen Saga Teil 9 erklärt. Früher gab es am Küchengarten einen Halbmeierhof, der Quirreburg genannt wurde. Nach meinen damaligen Recherchen, war das der Namensgeber für die Quirrestraße. Nach meinen neuesten Erkenntnissen ist das leider nicht richtig, richtig ist vielmehr, dass sie nach der Familie Quirre aus Hannover, leider nicht Linden, benannt wurde. 1387 wurde die Familie erstmals in historischen Unterlagen der Stadt Hannover erwähnt. Die Quirres besaßen historisch bedeutendes Land in Hannover, ihnen gehörte das Land, auf dem später das Leineschloss gebaut wurde.
Diese Straße, dieses Haus gibt meinem neuen Blog den Namen, Quirrestraße 10. Quirrestraße 10 ist das neue Label, andere sagen Titel, auf der worldofdeti. Ich werde versuchen alle 14 Tage eine Geschichte zu bringen, diese werde ich so veröffentlichen, wie sie mir einfallen, also kommt nichts chronologisch, alphabethisch oder sonst wie sortiert.
Wenn ihr Anregungen habt, Ergänzungen, eigene Ideen, die zum Blog passen, meldet euch, würde mich freuen. Natürlich freue ich mich über jede Reaktion von Euch, egal ob Lob oder Tadel. Am 27.02.17 kommt die erste Geschichte, sie trägt voraussichtlich den Titel „Quirrestraße 10, der Hundebiss“. Vielleicht sieht die Seite dann auch zumindest farblich etwas anders aus.
Deti 1958 mit Nachbartochter Reni, und Schlittenzieher Papa im Hintergrund