Kassel und die Grimmwelt
Wir waren am Kap der Guten Hoffnung, haben Kap Hoorn umfahren, standen auf der Chinesischen Mauer, waren in New York, San Francisco und Alaska, haben halb Europa bereist, aber Kassel, welche Sau war schon mal in Kassel? Wir auf jeden Fall noch nicht, wenn man vom Bahnhof Wilhelmshöhe mal absieht.
Anlass für den Besuch in Kassel war ein Spiel der Burgdorfer Recken gegen Melsungen. Melsungen trägt seine Heimspiele in Kassel aus, also machten wir uns auf nach Kassel. Gewohnt haben wir im Hotel Premotel Premium Motel am Park. Das Motel, das für mich ein Hotel ist, gehört zum La Strada Hotel. Beide Hotels sind miteinander verbunden und die Gemeinschaftsräume können von allen Gästen genutzt werden. Ich muss ehrlich gestehen, ein besseres Preis-/Leistungsverhältnis habe ich als Motel One Fan seit Jahren nicht gehabt. Große, gut ausgestattete Zimmer, alles sehr sauber, gute Küche und ein schon fast sensationelles Frühstücksbuffet. Das Zimmer kostet pro Nacht 75,- €, Frühstück pro Person noch einmal 13,50 € extra. Das Frühstücksbuffet bietet wirklich alles. Herausragend der Wurst- und Käsestand, hier wird die gewünschte Wurst bzw. der gewünschte Käse frisch geschnitten und dir gereicht, so etwas habe ich in dieser Form noch nicht erlebt.
Auch die Lage des Hotels ist gut, die Straßenbahnhaltestelle ist nur 2 Minuten entfernt. Nicht nur der Unterkunftspreis ist gut, auch bei den Parkgebühren wird fair gerechnet. Auf dem Hotelparkplatz kosten 24 Stunden, nicht ein Tag, 5,-€, in der Parkgarage 10,-€. Klar, dass diese Unterkunft mein Tipp für Kassel ist.
Zu Viert haben wir für zwei 24 Stundenkarten, auch hier keine Tageskarten, für 19,60 € gelöst. Zuerst sind wir durch den schönen Auepark spaziert, erinnert Hannoveraner an eine Mix aus Georgen- und Großen Garten Herrenhausen. In der Orangerie haben wir gut gegessen, können wir empfehlen.
Dann fuhren wir mit der Bahnlinie 1 zur Endstation Wilhelmshöhe und spazierten hoch zum Schloss. Den Herkules, das Wahrzeichen Kassels, haben wir nur von unten betrachtet, der Weg wäre dann doch für den einen oder anderen eine Herausforderung gewesen und wir wollten ja keinen Stress. Egal mit wem ich jetzt über Kassel gesprochen habe, alle schwärmen von den Wasserspielen, die zwischen dem Herkules und dem Schloss zu bestaunen sind. Leider sind sie nur zwischen dem 01.05 und 03.10. jeden Jahres an. Da alle davon schwärmen, müssen wir im Sommer noch einmal hin. Es macht Spaß im sehr gepflegten Park spazieren zu gehen und der Blick von oben, vom Herkules, muss bei schönem Wetter großartig sein.
Das Handballspiel der Recken war zum vergessen, dafür erwartete uns am nächsten Tag ein weiterer Höhepunkt, ein Besuch in der Grimmwelt.
Die Gebrüder Grimm den meisten wahrscheinlich als Märchenonkels bekannt, haben lange Zeit in Kassel gelebt und waren sehr anerkannte Rechtswissenschaftler und Germanisten. Sie gehörten auch zur Göttinger 7. Das waren sieben anerkannte Professoren, die es wagten König Ernst August die Stirn zu bieten und öffentlich gegen die Aufhebung der relativ freien Verfassung zu protestieren. König Ernst August entließ im Dezember 1837 die 7 von der Universität und verwies 3 von ihnen, darunter Jacob Grimm, sogar des Landes. Noch heute stehen die Göttinger 7 für einen mutigen Widerstand. Auch in Hannover werden die 7 mit einem Denkmal in der Nähe des Leineschlosses geehrt.
Die Grimmwelt ist wirklich einen ausführlichen Besuch wert, denn neben den Darstellungen und Erklärungen zu den berühmten Märchen, werden einem auch die Sprachforschungen der beiden Brüder anschaulich erklärt. Wer wusste schon, dass die Gebrüder Grimm das erste deutsche Wörterbuch verfasst haben? Obwohl sie es nicht beenden konnten, da sie nach jahrelanger Forschung nur bis zum Wort Froteufel kamen, loben Sprachforscher noch heute die Arbeit der beiden Brüder. Froteufel war das letzte Wort das Jacob Grimm vor seinem Tode im Jahr 1863 in seinem Wörterbuch erfasste und deren Herkunft, Herleitung etc. erläuterte.
Hier die damalige Erläuterung von Jacob Grimm: FROTEUFEL, m. daemon: von den runden verbranten kreisen im grase haltet man in unsren landen gmeinlich dafür, das seien der hexen und hexenmeister oder auch kleiner froteufeln und bergmännlein danzplätze. Scheuchzer 1, 462 (2, 207). froteufel steht fürfronteufel (wie frofaste für fronfaste), entspricht also dem fronengel und frongeist, frongeisterlein (sp. 238); aus den elbischen wesen machte das volk allmälich teuflische.
Spaßig auch ein Sprachrohr, in welches man einen Namen rufen kann und man als Antwort ein Schimpfwort aus der Zeit der Grimms bekommt, meine Schwiegermutter Waltraut wurde z.B. als Gringschippel bezeichnet, was auch immer das bedeutet, wir haben uns amüsiert. Andere wurden mit Stinkstiefel, Querarsch oder Arschkratzer beschimpft, Deti kam mit dem „Lausbub“ noch glimpflich davon.
Auch wenn ich kein großartiger Museumsgänger bin, dieser Besuch hat mir Spaß gemacht, hat mich beeindruckt und ich gebe diesen Tipp gerne an euch weiter. Auch die Homepage ist einen Besuch wert. https://www.grimmwelt.de
Zurück sind wir durch das Weserbergland gemütlich nach Hause geschaukelt. Die Rückfahrt mit einem Zwischenstopp für ein Eis in Bad Karlshafen, rundete diese 2 schönen Tage ab. Kassel, wir kommen wieder.