Dieser Artikel war nicht geplant, aber die Titelseite der HAZ vom 12.04.16 hat es in sich, dazu muss ich mich äußern. Deutlich wird dokumentiert, wie bescheuert wir Menschen sind und das obwohl wir uns als primus inter pares* aller Lebewesen dieses Planeten sehen. Das mit dem „meist repräsentativen Charakter mit keinerlei Privilegien“ nehmen wir allerdings nicht ganz so ernst.
*Ein primus inter pares ist ein Mitglied einer Gruppe, das dieselben Rechte innehat wie alle anderen auch, aber trotzdem eine erhöhte Ehrenstellung genießt. Diese Stellung hat meist repräsentativen Charakter und ist mit keinerlei Privilegien verbunden. ... (Wikipedia)
Nach dem Genuss der Titelseite habe ich das Studium der Zeitung unterbrochen und schreibe jetzt diesen Artikel. Also ohne die weiterführenden Artikel auf den folgenden Seiten gelesen zu haben. Es geht mir nur darum zu zeigen, wie viel haarsträubendes, unglaublich Dummes auf einer Seite verfasst werden kann. Bevor jemand sagt, „nun reg dich nicht auf“, habt keine Angst, das mache ich nicht, zum Schluss habe ich mich nur noch amüsiert, das ist dann wohl Galgenhumor.
Wenn ich es aus meiner aktiven Zeit bei der TUI interactive noch richtig in Erinnerung habe, fängt der Mensch eine Website, dann wahrscheinlich auch eine Zeitung, oben rechts an zu lesen. Deshalb wird dort oftmals ein Eyecatcher, ein Blickfang, platziert. Ich bin anders, ich fange oben links an und fand den ersten Eyecatcher. Die Schlagzeile dort lautet: „Ein ehrliches Interview kostet Berliner Flughafensprecher den Job“. Da gibt also ein Mensch ein ehrliches Interview über eine der schlimmsten Blamagen Deutschlands, der Dauerbaustelle Berliner Flughafen und er wird gefeuert. Das kann ja nur bedeuten, dass es noch schlimmer aussieht, als es versucht wird, der Bevölkerung vorzulügen. Aber das es noch schlimmer als schlimm ist, ist mit Ausnahme des Managements und des Aufsichtsrates des Berliner Flughafens jedem in der Bevölkerung klar. Ich könnte jetzt noch eine Parallele zur Elb-Philharmonie ziehen, die gestern großkotzig ihr erstes Halbjahresprogramm mit Start am 11.01.17 bekanntgegeben hat. Natürlich ohne auf die langjährige Verzögerung und den überzogenen Budgets einzugehen, man sei einfach nur glücklich, ade Steuergelder. Da das aber keinen Platz auf der Titelseite der heutigen HAZ fand, erwähne ich es nur nebenbei.
Direkt darunter steht, wie seriös oder auch nicht, die Stadt Hannover mit den Steuergeldern bei Straßenneubau umgeht. Eine Lister Interessengemeinschaft hatte Einblick in die Planungsunterlagen gewünscht. Das hat das Amt 7 Monate mit dem Hinweis „es ist alles in Ordnung“ verhindert. Nachdem der Einblick nicht mehr zu verhindern war, hier das Ergebnis: Von unseren Steuergeldern werden ¼ jährlich Protokolle zum Straßenzustand aller Straßen angefertigt. Mein Bauch sagt mir, vierteljährlich muss nicht sein, hier kann man Kosten sparen. Aber es ist ja in Wirklichkeit viel schlimmer, man kann sich den ganzen Aufwand sparen, denn für die Entscheider der Baumaßnahmen ist es zu aufwendig die Protokolle zu lesen. Deshalb werden sie bei der Festlegung der Baumaßnahmen auch gar nicht hinzugezogen. Sorry liebe Beamten für den Rundumschlag, aber das ist für mich ein wiederholter Fingerzeig, dass der gesamte Beamtenapparat ein sehr dringender Sanierungsfall ist. Natürlich geht kein Politiker da ran, denn nach der Wahl ist vor der Wahl und auf die müssen sie sich vorbereiten. Da Beamte nun mal viele Stimmen haben, werden notwendige Veränderungen wie z.B. die Digitalisierung an Euch spurlos vorübergehen und wir werden weiter für unnötige Arbeiten unsere Steuergelder verschwenden. Holt Eure Ärmelschoner raus, sie kommen nicht aus der Mode.
Diese bissigen Worte passen gut zum nächsten Irrsinn auf der Titelseite der HAZ. Da stellt ein größenwahnsinniger, ausländischer Staatschef Strafanzeige gegen einen deutschen Satiriker, weil er ihn geschmäht und beleidigt haben soll. Mir ist natürlich klar, wie schwierig die Situation für unsere Regierung ist. Da versucht sie die letzten großen Fehler im Rahmen der Flüchtlingspolitik mit viel Geld an diesen kalt berechnenden Herrn Erdugan zu verschleiern, wo es nichts zu verschleiern gibt. Da ist der Typ doch so unverschämt und zeigt uns wie seine Macht bis nach Deutschland und bis in die EU reicht. Kann man sich denn nicht mal mehr auf einen geschmierten Diktator verlassen? Der jetzt eingeschlagene Weg in der Zusammenarbeit mit der Türkei wird nach meiner Einschätzung eine ähnlich langwierige Baustelle wie der Berliner Flughafen. Wehe dem, der dann ein ehrliches Interview gibt.
Bevor ich zur eigentlichen Schlagzeile komme, steht ganz unten noch ein Artikel über Dubai. Dort steht ja mit 830 Meter das höchste Gebäude der Welt, ein Zeichen der Größe, andere sagen Wahnsinn, für die Menschheit. Doch das reicht nicht, zur Expo 2020 soll dieser Rekord gesteigert werden, neben der größten Skihalle der Welt, soll der neue Tower für was weiß ich wie viel Milliarden gebaut werden. Beides zusammen sind sie dann die Wahrzeichen dieser Expo. Mir würden Milliarden von anderen Dingen einfallen, in die das Geld sinnvoller investiert wäre.
Der letzte Aufreger ist der heutige Leitartikel der HAZ vom 12.04.16. Während in den gestrigen Nachrichten der Streit um die Boni-Zahlungen für die „dieselumnächtigten“ VW-Vorstände im Mittelpunkt der Berichterstattung stand, sind es heute schon die teuren Arbeitnehmer von VW, die doppelt so teuer produzieren wie die Kollegen bei der Conti. Glatte 7335,- € kostet der VW Mitarbeiter monatlich im Durchschnitt, leider geht dabei nicht hervor, ob die Gehälter und Boni von Winterkorn und Co mit eingerechnet sind. Diese Boni betragen angeblich mindestens 2,5 Millionen € pro Vorstandsmitglied. Bei 9 Vorständen plus dem sooo unwissenden Herrn Winterkorn, macht das mindestens 25 Millionen. Wenn ich jetzt davon ausgehe, dass der Mittelwert der Bonis bei 5 Millionen liegt, und das ist nach meiner Einschätzung schon konservativ gerechnet, sind es immerhin schon 50 Millionen. Man könnte jetzt natürlich noch weiter rechnen, aber darum geht es mir nicht. Ich bin vielmehr erstaunt, dass es eine angeblich seriöse Zeitung wie die HAZ schafft, am Tag nach der Aufsichtsratsdebatte um die Bonis der Vorstände, von eben diesen Vorständen abzulenken und die Diskussion auf das hohe Gehaltsniveau bei den Arbeitern zu lenken. Ein Narr wer da nicht an beeinflussende Mächte im Hintergrund glaubt.
Na, wenn das nicht alles zum Lachen ist.