Kundenverständnis von Politikern und Bürokraten

Vielleicht schreibe ich auch irgendwann mal was über die große, weltfremde Politik. Doch heute möchte ich mich eher auf das regionale Dumpfbackentum konzentrieren.

Seit einigen Tagen gibt es im Seelzer Regionalteil der HAZ Artikel über die Neuorganisation der Schulbezirke. Dabei geht es um die Schulbesuche Seelzer Kinder und von Kindern aus den benachbarten Gemeinden. Bislang ist alles so geregelt, dass Kinder aus den umliegenden Gemeinden auch in Seelze zur Schule gehen können und Seelzer Kinder umgekehrt in umliegenden Gemeinden. Die Eltern haben so die Möglichkeit, die Schule für ihr Kind auch außerhalb ihrer eigenen Gemeinde zu suchen. Oftmals spielen da die Verbindungen des öffentlichen Nahverkehrs eine große Rolle.

Da gehen also Ahlemer (Hannover) Kinder beispielsweise in Letter (Seelze) auf das Gymnasium. Grundschüler aus Kirchwehren oder Lathwehren gehen in Groß-Munzel (Barsinghausen) zur Schule. Alles ist fein, aber da hat man die Rechnung ohne die Bürokraten gemacht. Da die Gemeinden untereinander keine finanzielle Beteiligung an der Sanierung der einzelnen Schulen zahlen, also Seelze zahlt nicht an Barsinghausen und Hannover zahlt nicht an Seelze, wird jetzt eine Reform angestrebt, die diesen grenzüberschreitenden Schulgang unterbinden soll. Ist das der wahre Grund? Oder hat der Anstoß dieser Reform etwas mit der aktuellen Flüchtlingsdiskussion zu tun? Kann ich mir nicht vorstellen, denn Ahlemer Schüler würde ja in der Seelzer Schülerstatistik nicht automatisch als Kinder mit Migrationshintergrund geführt, oder? Ob die Grenzen der Gemeinden auch mit Waffengewalt geschützt werden, wurde wohl noch nicht diskutiert. Nein, es geht tatsächlich nur um die Kohle.

Kinder aus Kirchwehren und Lathwehren sollen also zukünftig in Dedensen zur Grundschule gehen. Da es keine direkte, öffentliche Verkehrsverbindung nach Dedensen gibt, müssen die Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren über eine Umstiegsverbindung zur Schule bzw. nach Hause kommen. Eine direkte Verbindung einzurichten scheitert an den zu hohen Kosten.

Natürlich gibt es noch andere Alternativen. Da könnte z.B. ein Elternteil einfach aufhören zu arbeiten und das eigene Kind und Nachbarskinder befördern. Dann wird daraus sogar noch ein Geschäftsmodell und die Bürokraten schaffen damit Arbeitsplätze. Doch wer glaubt ernsthaft an solche Entwicklungen.  

Ich kann und will mich hier auf keine Seite schlagen, dafür fehlen mir zu viele Informationen. Ich weiß also nicht, ob Seelze, Barsinghausen, Hannover … zu viel oder zu wenig zahlen. Nur die jetzige Entscheidung ist auf jeden Fall gegen die betroffenen Bürger und Kinder gerichtet und zeigt mir, wie wenig Bürger- oder Kundenorientierung hier an den Tag gelegt wird. Wenn ich diese Bürger hier als Kunden der Politiker und verbeamteten Bürokraten bezeichne, ist das natürlich für die Politiker und einige Beamten nicht nachvollziehbar. Diese Gruppe sieht sich ja eher als Vorsteher der Bürger, auch Knechtschaft genannt, als als Erfüller von Kundenbedürfnissen.  

Aber liebe Beamten- und Politikergemeinschaft, ihr steht nicht alleine da. Auch in der Wirtschaft wird immer von „wir müssen vom Kunden kommen“, „der Kunde ist König“ … gesprochen. Doch in den allermeisten Fällen sind das Phrasen ohne wirkliche Aktivität. Es ist ja auch schwer für die Bergmanager ohne reale Kundenerfahrung (siehe auch meinen Artikel „Bergführer und Bergmanager) einen Weg zu finden, der betriebswirtschaftlich in Ordnung und trotzdem für den Kunden interessant ist.

Ich glaube daran, dass Unternehmen, Gemeinden, der Staat, … nur dann erfolgreich arbeiten, wenn sie sich an ihren Kunden ausrichten, vielleicht sollten die Behörden mal mit gutem Beispiel vorangehen. Für die Politiker und die Beamten, die mit dem Wort Kunde nichts anfangen können, gerne auch Bürger.

Bevor die ersten Lästerkönige fragen, was ich denn nun mit solchen Artikeln erreichen will, warum ich das mache. Hier meine Antwort: „Ja, ich weiß, so erreiche ich nichts, dafür müsste ich mich persönlich stärker engagieren. Da ich das aber zumindest aktuell nicht vorhabe, macht es mir Spaß und tut mir gut, meine Sicht auf die Dinge zu formulieren und über die Worldofdeti.de zu veröffentlichen.