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Den vollständigen Artiekl findet ihr unter DETI Open "Emotionen und Fakten" indem ihr auf das das Open Bild klickt

Die HAZ vom Samstag

Ich gebe es zu, eine der Sachen auf die ich mich beim Austritt aus dem aktiven Arbeitsleben am meisten gefreut habe war: morgens in aller Ruhe die Zeitung lesen und mich besser über das zu informieren, was in der Welt geschieht.

Ich lese zwar noch immer morgens ausführlich die Zeitung, Gaby dagegen hat es gänzlich aufgegeben, aber ob ich das wirklich alles lesen und wissen will, das glaube ich eigentlich nicht. Da ich mich über das, was ich als Schwachsinn erachte, noch immer sehr aufrege, komme ich an manchen Tagen aus dem Aufregen nicht raus.

Anders am Samstag den 25.02.2017. Als ich es mir im Kaminsessel bequem machte, ein gutes Frühstück hatte ich bereits hinter mir, aber ein frisch gebrühter Kaffee sorgte noch für angenehme Atmosphäre; ich also die HAZ des Tages aufschlug, war ich entzückt, endlich mal was, das in meine einfache Gedankenwelt passt. Man, habe ich mich gefreut.

Nicht gemeint ist der Titel „Hannover tanzt Wiener Walzer“, das ist eher nicht mein Ding, gemeint ist u.a. der Leitartikel von Matthias Koch auf Seite 2. In dem Artikel geht es um den Aufschwung der SPD durch den neuen Kanzlerkandidaten Martin Schulz aus Würselen und den plötzlichen Abschwung der CDU/CSU mit Kanzlerin Merkel an der Spitze.

In dem Artikel werden die Gründe für den plötzlichen Umschwung sehr gut dargestellt. Ja, es geht uns so gut wie nie zuvor, das ist in erster Linie ein Verdienst der Kanzlerin, aufbauend auf der damaligen Agenda 2010 der SPD. Mit dieser Agenda 2010 hatte Gerhard Schröder etwas gemacht, was Politiker aus meiner Sicht viel öfter machen müssen, er baute nicht nur auf die sozialen Glaubensbekenntnisse seiner Partei, er beschäftigte sich auch mit dem was die Menschen in diesem Land brauchen werden, um sich einen Wohlstand wie wir ihn heute leben, erlauben zu können. Er setze sich über Parteiideologien hinweg und schaffte etwas, was nicht vielen linksgerichteten Organisationen gelingt, er schaffte etwas lebbares, was heute natürlich in einigen Punkten Staub angesetzt hat und überarbeitet werden muss, er schaffte die Agenda 2010. Die SPD beschäftigte sich also nicht nur mit den „weichen“ Faktoren, sondern auch mit den controllerbasierten Fakten und schaffte so ein Mittelding, ich nenne es mal faktische Emotionen. Ja, bevor ihr anfangt euch aufzuregen, natürlich sind die vorhandenen sozialen Missstände nicht nur weiche Faktoren, auch hier gibt es harte und sehr beängstigende Fakten. Auch sind die in der HAZ zitierten Abstiegsängste in Bevölkerung vorhanden, aber ich möchte an dieser Stelle gar nicht zu tief in den Themenkomplex eintauchen.

Der Artikel in der HAZ beschreibt nun, warum Frau Merkel trotz guter Arbeit, in der Klemme steckt. Frau Merkel kann nur Fakten, Frau Merkel kann aber keine Emotionen. Aber genau das brauchen viele von uns, Emotionen, das Gefühl, hinter Entscheidungen der Politik stehen Menschen und nicht nur Zahlen. Seien wir doch ehrlich, selbst als die gute Angela den viel geschmähten Satz „wir schaffen das“ sagte, war sie emotionslos wie ein Stück Stahl. Zumindest kam es so rüber, dabei steckt in diesem Satz so viel Menschlichkeit, wie ich ihn seit langer Zeit nicht gehört habe. Das Schlimmste ist, dass durch die schlechte Umsetzung der Flüchtlingspolitik durch Politiker, inkl. Frau Merkel, die Menschlichkeit in diesem Satz oftmals mit Füßen getreten wurde und wird.

Martin Schulz aus der Hochburg der Touristiker, aus Würselen, Sitz von Traveltainment und damit immer noch Marktführer bei touristischen Vertriebssystemen, also dieser Martin Schulz setzt jetzt genau auf die Emotionen, die wir so lange vermisst hatten.

Als ich das in der HAZ so las, fühlte ich mich um einige Jahre zurück versetzt in meine aktive Berufszeit. Auch hier habe ich immer gepredigt, „Leute mit Euren reinen zahlenbasierten Strategien und Argumentationen, kommt man nicht weit“. Ja, auch die Zeit der Bauchtouristiker ist seit Jahrzehnten beendet, und das ist auch gut so, aber ohne Bauch sollten auch die zahlengesteuerten Controller nicht arbeiten.

In der Politik, wie in der Wirtschaft liegt nach meiner Einschätzung der Weg wie so oft in der Mitte. Frau Merkel und ihre CDU werden die anstehende Wahl nur dann gewinnen können, wenn sie die Emotionen der Menschen ansprechen. Herr Schulz hat es besser, er wird bis zur Wahl keine Fakten liefern können, also wird das Volk seiner auf Emotionen abzielenden Kampagne folgen. Ob das letztendlich die richtige Entscheidung ist, kann ich nicht wirklich beurteilen, denn damit es uns weiterhin gut geht, müsste Herr Schulz, so wie es Herr Schröder gemacht hat, über seine Parteiideologien hinweg entscheiden, denn nur soziales Denken, wird diesen Staat genauso wenig nützen, wie ein zahlengesteuertes Gerüst der CDU/CSU, das die Gefühle der Menschen außen vor lässt.

All das kommt im Leitartikel der HAZ sehr gut raus, danke an Matthias Koch.

Es gibt noch einen 2. Artikel in der HAZ am Samstag, der mir sehr gut gefallen hat, ihn kommentiere ich allerdings erst im Laufe der Woche.