In der alten Drachenhöhle
Kapitel 1
In einem kleinen Dorf, an einem Berghang in den Karpaten ereignete sich vor vielen Jahren etwas, das die Dorfbewohner in Angst und Schrecken versetzt hat. Unterhalb des Dorfes, plätscherten die Wellen des Schwarzen Meeres, lustig gegen die Uferwände. In dem Dorf gab es die gut gehende Gastwirtschaft „Zum lustigen Vagabunden“. Die Wirtschaft wurde vom Wirt Tannenberg und seiner Tochter Greta bewirtschaftet.
Es ist um die Mittagszeit, der Tannenbergwirt hatte sich zu seinem Mittagsschlaf zurückgezogen. In der Wirtschaft saß nur der junge Forstgehilfe Martin, er hatte sich ein Maß Bier genehmigt.
Als er sich umsah, sah er, dass er ganz alleine im Gasthaus war. Deshalb rief er leise nach Greta. Sie kommt an Martins Tisch und sieht ihn sehnsüchtig an. „Komm Greta setz dich doch ein bisserl zu mir, es sind doch keine Gäste hier, da können wir etwas plaudern“. „Ich möchte ja so gerne, aber du weißt doch der Vater sieht es gar nicht gerne, wenn wir zwei zusammen sprechen.“ Martin wird ganz ärgerlich: „das ist komisch, mit jedem darfst du plaudern, nur bei mir wird er immer gleich fuchtig, er ruft mich einen Wilddieb. Was habe ich ihm nur getan, dass er mich gar nicht mag?“
Greta legt tröstend ihre Hand auf seine Schulter: „Aber Martin, er hat doch längst gemerkt, dass wir beide uns lieb haben, er will aber unbedingt einen reichen Mann für mich haben. Der Vater meint es nur gut mit mir, er will nicht, dass ich später so schwer arbeiten muss, weil doch die Mutter so früh hat sterben müssen. Vater glaubt, dass die Arbeit, in unserer Wirtschaft zu schwer für sie war, denn sie war doch so zart und schwach. Du als Forstgehilfe verdienst ihm nicht genug.“ „Aber ich werde doch bald Förster, die Prüfung habe ich schon bestanden. Da kann ich schon bald eine Familie ernähren.“ „Ach Martin, mir liegt gar nichts an einem reichen Mann, einen zum lieb haben möchte ich haben.“ „Ja, und hast du den schon gefunden?“ „Oh, ich wüsste da schon einen, einen dem ich vom Herzen gut bin.“ Martin sieht sie traurig an, steht auf und will gehen.
Kapitel 2
Die ganze Zeit hat Bauer Clemens unter dem offenen Fenster gestanden und das Gespräch mit angehört. Er schmunzelt vor sich hin, eigentlich wollte er die Zweisamkeit nicht stören, doch jetzt glaubte er, dass er den beiden ein bisserl helfen muss. Er betrat schnell die Wirtsstube: „grüßt euch Gott! Greta kann ich ein Bier haben? Draußen ist es ja bannig warm, da schmeckt das Bier doppelt gut“. „Martin du willst doch wohl nicht schon gehen? Der Vater macht doch sicher sein Mittagsschläfchen, da könnt ihr beiden doch in Ruhe etwas plaudern. Ich setz mich dort hinten in die Ecke, da störe ich euch nicht.“ „Nein, nein bleib man hier, setz dich zu uns an den Tisch.“
Greta springt auf, um für Clemens ein Bier zu holen. In der Zeit flüstert Clemens Martin zu: „du willst doch jetzt nicht gehen, ich habe am Fenster alles mitgehört, hast du gar nicht gemerkt, dass Greta dich gemeint hat als sie sagte, ich wüsste schon einen, den ich von Herzen lieb habe.“ Da strahlt Martin Clemens an, „meinst du das wirklich?“ Clemens kann nur noch nicken, denn Greta kam mit dem Bier zurück.
Als Greta wieder gehen will, sagt Clemens: „komm Greta setz dich etwas zu uns, bis der Vater kommt können wir doch noch etwas Plaudern.“ Clemens spricht den beiden Mut zu und erzählt auch, dass er am Fenster alles mitgehört hat. „Ich werde den Tannenberg mal kräftig ins Gebet nehmen. Es ist doch eine Schande, dass zwei so junge Menschen nicht zusammen kommen dürfen, nur weil der Vater einen reichen Schwiegersohn haben möchte.“
Martin ist ganz erschrocken „Clemens tu es nicht, denn dann kann ich die Greta vielleicht gar nicht mehr treffen“. „Ach, das lass man meine Sorge sein, ich mach das schon“. Da kommt der Vater in die Wirtsstube. „Grüß Gott Clemens. Ach, und der Wilddieb ist ja auch da, was willst du denn hier, ich denke du musst im Wald die Tiere tot schießen.“ „Jawohl, ich bin auch da, bei dieser Affenhitze braucht der Mensch nun einmal eine Erfrischung.“
„Sag mal Tannenberg, warum nennst du den Martin eigentlich einen Wilddieb?“ „Weil er den ganzen Tag durch den Wald läuft, in die Bäume schaut und nebenbei auch noch die Tiere tot schießt.“ „Aber Tannenberg dann wärst du ja ein Säufer. Denn du sitzt den ganzen Tag im Wirtshaus herum und schaust in ein Bierglas.“ „Clemens verstehst du das nicht, das ist doch mein Beruf!“ „Siehst du, genau wie beim Martin, denn der übt auch nur seinen Beruf aus.“„Hast ja Recht, aber er soll meiner Greta keine schönen Augen machen.“
Nun ging der Streit zwischen dem Wirt und Clemens erst richtig los. Das gefiel dem Martin nicht, dass man wegen ihm in Streit gerät. Darum meinte er so ganz nebenbei, „ich muss jetzt gehen, es gibt bestimmt noch ein Gewitter. Da muss ich im Walde nach dem Rechten sehen“ Der Wirt springt auf, „was erzählst du da, ein Gewitter? Die Greta muss doch noch das Holz aus dem Wald holen. Greta wo steckst du denn?“ „Hier Vater, ich komme schon, ich habe nur die Zimmer in Ordnung gebracht. Was ist denn los, warum rufst du mich?“ „Greta du musst gleich das Holz aus dem Wald holen. Der Wild…, mhhh, ich wollte sagen der Martin glaubt, dass es ein Gewitter gibt, wir haben sonst für morgen zum Kochen kein Holz in der Küche.“ „Was sagst du da, ein Gewitter? Vater du weißt doch, dass ich solche Angst vor dem Gewitter habe. Ich gehe nicht alleine in den Wald.“ „Na dann wird dich der Martin eben begleiten, “ sagte Clemens so ganz nebenbei. „Nein, nein und noch einmal nein, mit dem Martin gehst du nicht alleine in den Wald. Dann bitte ich schon lieber dich Clemens, kannst du nicht mit der Greta gehen? Ich kann nicht, ich muss doch für meine Gäste da sein!“ Clemens zwinkert Greta und Martin heimlich zu und sagt: „ich denke gar nicht daran, in meinem Alter, es sind doch Jüngere da.“ „Dann muss die Greta eben alleine gehen, Basta!“ „Vater ich habe doch solche Angst.“
Kapitel 3
Plötzlich erzählt Clemens: „Da fällt mir gerade ein, hast du noch nichts von dem Gerede gehört? Im Wald bei der Ruine soll sich ein Unhold herumtreiben. Er wurde schon von einigen Dorfbewohnern gesehen. Sie erzählen, dass bei der Ruine ein Waldschrat haust. Martin hast du noch nichts davon gehört?“ „Nein, da muss ich aber sofort los, ich muss wissen, was sich in meinem Wald abspielt.“ „Vater lass mich doch mit Martin gehen, alleine gehe ich nicht in den Wald.“
Da bleibt dem Vater nichts anderes übrig, er bittet nun Martin sogar, dass er mit Greta das Holz holt. Als die beiden draußen sind, fragt Tannenberger den Clemens noch einmal: „hast du mir auch kein Märchen erzählt, ist nicht alles nur dummes Gerede?“ „Aber nein, der Bauer Heinrich und der Schmied wollten gestern hier bei euch ein Bier trinken, dabei ist er ihnen auch über den Weg gelaufen.“ „Draußen sagt Martin zu Greta: „Du brauchst keine Angst zu haben, ich werde dich beschützen.“
Drinnen fragte Clemens den Wirt, was er gegen den Martin als Schwiegersohn hat. „Martin ist doch ein schicker und guter Bursche.“ „Da hast du ja Recht, nur ist er arm, als Förster verdient er doch nicht viel. Meiner Greta soll es einmal gut gehen, ihre Mutter hat immer so schwer arbeiten müssen, ich glaube, dass sie darum so früh gestorben ist. Wenn der Martin nicht so arm wäre, hätte ich ihn ja gerne zum Schwiegersohn. Sag mal Clemens, ist das mit dem Waldschrat auch wirklich kein Märchen?“ „Nein Tannenberg, diesen Waldschrat soll es wirklich geben, er soll in der Ruine hausen“.
Da geht die Tür auf und der Nachbar Karl stürzt in die Wirtsstube. „Gott erbarme dich meiner“ rief er aufgeregt. „Ein Ungeheuer, ich traf es bei der Ruine! Es hat mich angesehen mit ihren großen dunklen Augen, Haare hat es am ganzen Körper wie ein großer Affe, es sieht zum Fürchten aus. Keinen Schritt gehe ich mehr in den Wald.“ „Du sagst ein Ungeheuer, das war sicher der Waldschrat von dem sie alle reden.“ „Mein Gott und meine Greta ist bei der Ruine im Wald, ich muss sofort zu ihr und ihr helfen.“ Clemens erklärt sich bereit mit dem Wirt in den Wald zu gehen, obwohl er überzeugt ist, dass der Martin seine Greta vor allem Unheil bewahren wird.
In der Zwischenzeit waren Martin und Greta im Wald bei der Ruine angekommen. „Greta dort liegt euer Holz, sammeln wir es schnell ein, damit du morgen wieder Feuer zum Kochen machen kannst.“
„Du Martin glaubst du wirklich, dass es ein Gewitter gibt?“ Ja Greta, schau dir den Himmel an, er ist schon ganz dunkel.
Ich glaube, nach Hause schaffen wir es nicht mehr, wir gehen besser zur Burgruine, da finden wir sicher ein Plätzchen zum unterstellen, wenn das Gewitter losgeht. Hörst du es donnert schon, komm schnell.“ „Martin, zur Ruine gehe ich nicht, lieber werde ich nass, da soll doch der Waldschrat hausen, oder glaubst du nicht was die Leute reden“. „Nein Greta, ich bin doch jeden Tag im Wald, mir ist noch kein Waldschrat begegnet!“
Kapitel 4
Da schreit Greta auf: „Martin hinter dir im Walde bewegt sich etwas.“ Martin dreht sich um und da steht tatsächlich, hinter Büschen versteckt ein Wesen, das sich bewegt wie ein Mensch, aber aussieht --- ja, wie sieht er aus? Wie bei einem Affen sind der Kopf und der Körper mit langen schwarzen Haaren bedeckt, nur die Beine sehen menschlich aus. Greta will fortlaufen, doch Martin bleibt stehen und fragt: „Wer seid ihr? Was treibt ihr euch hier im Walde herum und erschreckt die Leute? Als Martin anfängt zu Sprechen, bleibt Greta stehen. Da fängt das komische Wesen an zu erzählen. „Ich bin ein Mensch wie ihr, nur habe ich eine große Schuld zu tragen. Bitte bleibt, ich will euch alles erzählen, denn ihr seid der erste Mensch, der bei meinem Anblick nicht fortgelaufen ist.
Es sind schon einige Jahre her, ich war als Knecht auf einem großen Gut. Mein großer Wunsch war, auch einmal eine eigene Scholle zu besitzen. Da kam eines Tages mein bester Freund zu mir und zeigte mir einen Plan. Er erzählte mir, dass dort eine Höhle aufgezeichnet ist, in der ein großer Goldschatz versteckt sein soll. Er beschwor mich, mit ihm zu gehen um den Schatz zu heben. Ich wollte nicht, doch er redete nur noch von dem Schatz, ich wurde neugierig. So zogen wir eines Tages los um die Höhle zu suchen.
Nach langer Suche fanden wir sie. Wir mussten aufpassen, denn in der Höhle hauste ein großes Ungeheuer. Trotz der Gefahr, zog es uns mit Gewalt in die Höhle. Wir schafften es auch und zogen von einem Felsen zum anderen. Wir achteten nicht darauf, dass wir unsere Hände und unser Zeug zerrissen. In dem Augenblick, in dem wir die Truhe gefunden hatten, rutschte mein Freund aus und stürzte in eine Felsspalte. Es hat nur eine Sekunde gedauert, dass ich dachte, jetzt kannst du den Schatz für dich alleine behalten. Es war wirklich nur eine Sekunde, aber die war entscheidend, mein Freund ist in die Tiefe gestürzt. Er lag mit zerschmetterten Gliedern unten auf dem Felsengrund. Mir wurde bewusst, dass ich Schuld an seinem Tod war. Wenn ich ihm die Hand gereicht hätte, wäre er nicht in die Tiefe gestürzt.
Ich weiß nicht mehr, wie ich den Ausgang der Höhle gefunden habe. Ich bin in nur gelaufen, um den Ort zu verlassen, an dem ich des Goldes wegen, meinen besten Freund ermordet hatte. Ich lief im wilden Wahnsinn durch den Wald, bis ich unter einer Buche zusammenbrach. Ich wurde bewusstlos, wie lange, ich weiß es nicht, waren es Stunden oder Tage?“
„Das ist ja grausam, doch wie ging es weiter?“ wollte Martin wissen. „Es ist das erste Mal, dass ein Menschenherz keine Angst, sondern Mitleid mit mir hat. So lasst mich weiter erzählen. Ich lag bewusstlos unter der Buche im weichen Moos. Ich weiß nicht, ob ich geträumt habe oder ob es Wirklichkeit war, als plötzlich mein Freund mit bleichem Gesicht in dem überall Blut war, vor mir stand. Er sprach zu mir: „was hast du nur getan, du hast wegen des Goldes, deinen Verstand verloren und deinen besten Freund abstürzen lassen. Du hast vergessen dein Herz sprechen zu lassen, darum sollst du in Zukunft, wie ein Tier am ganzen Körper behaart durch die Wälder ziehen. Die Menschen werden Angst vor dir haben, solange bis du einen Menschen triffst, der furchtlos ist und ein mitleidiges Herz hat.“ „Als ich erwachte, war mein ganzer Körper mit langen Haaren bewachsen. Wenn ich versuchte die Haare abzustreifen, sind doppelt so viele nachgewachsen.“
Greta und Martin fragten: „Ja und was soll dann geschehen, wenn dir solch ein Mensch begegnet ist? Wie kannst du Erlösung finden?“ „In der Höhle, dort wo mein Freund zerschmettert am Boden lag und sein Blut das Erdreich tränkte, wachsen viele Blumen. Aber eine Blume ist dabei, die ist besonders schön, wenn die leuchtet ist der Fluch von mir genommen.“ „Aber wo kann man diese Höhle finden?“ fragte Greta. „Diese Höhle findet nur, wer ein gutes und mitleidiges Herz hat und sehr mutig ist, denn in der Höhle haust ein großes Untier. Um den Weg dorthin zu finden, braucht man einen klaren Kopf und starke Arme. Ich habe beides nicht mehr, meine langen Haare hindern mich daran, die leuchtende Blume zu suchen.“
Martin und Greta wollten gleich losgehen, um die leuchtende Blume zu suchen. Da sagte Martin: „Guter Mann ihr müsst uns nur noch sagen, wie und wo wir diese Höhle finden können“. „Wenn ihr am Abend gen Norden geht, kommt ihr in ca. 30 Minuten an eine Weggabelung, nehmt den linken Weg und geht der untergehenden Sonne entgegen. Ihr kommt dann in ein Tal, wo rechter Hand hohe Felsen sind, in denen hinter Büschen versteckt der Eingang der Drachenhöhle ist! Aber denkt daran, dass die Höhle bewacht wird.“„Komm Greta, vielleicht haben wir Glück und können dem armen Mann helfen und ihn von seinem Fluch befreien.“ „Ich danke euch, dass ihr diese Gefahr auf euch nehmen wollt.“ Greta und Martin machten sich auf den Weg.
Kapitel 5
Zeitgleich suchen der Wirt und Clemens bei der Burgruine nach Greta und Martin. Sie rufen laut nach den beiden.
Da kommt die Kräuterliese aus dem Gebüsch, sie springt um beide herum und ruft: „Hie, hei, hie, bei Donner und Blitz, ich habe die drei gesehen, den Martin, die Greta und das Ungeheuer. Zur Drachenhöhle, sind alle tot, tot, tot. Hie, hei, hie.“
Der Vater fragt erschrocken: „Um Gottes Willen. Clemens, hast du gehört, was die Kräuterliese da eben gesagt hat? Alle tot, meine Greta ist tot?“ „Tannenberg nun bleibt mal ganz ruhig, ich werde sie noch einmal fragen, was sie gesehen hat. Die Kräuterliese ist zwar nicht mehr so ganz klar im Kopf, aber vielleicht hat sie doch etwas gesehen.“ Clemens hält die Kräuterliese an der Schulter fest und fragt sie: „Sag einmal, hast du die Greta und den Martin gesehen?“ Da erzählt sie, was der „Wilde Mann“ gesagt hat. Wie sie zur Drachenhöhle kommen, das sie dort eine Blume die leuchtet pflücken sollen. Aber der Drache ist ein Untier, der frisst alle auf, alle sind tot, tot, tot, hie, hei, hie. Dann reißt sie sich los und läuft fort. Da fängt der Vater an zu jammern. „Meine Greta, das arme Kind, in einer Drachenhöhle.“ Doch der Clemens behält die Nerven und sagt: „Tannenberg sei still und komm mit, wir gehen den Weg, den die Kräuterliese beschrieben hat.“
Kapitel 6
In der Zwischenzeit haben Greta und Martin das Tal erreicht. „Martin sieh, dort oben ist eine Höhle, ob das die Drachenhöhle ist?“ „Ja, das wird sie bestimmt sein.“ Sie finden oben in der Felswand den Höhleneingang. Ein schmaler, steiler Weg führt zur Höhle. Martin wollte, dass Greta hier auf ihn warten sollte, aber Greta sagte: „Ich gehe mit dir, vielleicht kann ich dir helfen die Blume zu finden!“ Sie gehen beide den beschwerlichen Weg zur Höhle hoch.
Als sie oben ankommen, ist alles ganz ruhig und friedlich. Ob hier wirklich ein Ungeheuer haust? Sie konnten ja nicht wissen, dass das Ungeheuer in einer Nebenhöhle liegt und eingeschlafen war. Sie gehen zusammen in die Höhle, Greta ist begeistert und ruft: „Martin schau doch nur wie das hier glitzert, es leuchtet in allen Farben, oh, ist das hier schön.“ „Ja Greta, es ist wie im Märchen.“„Sieh mal Martin dort oben auf dem Podest steht eine Truhe, ob das die Schatztruhe ist?“ „Die sehen wir uns später an, ich will mich beeilen, denn ich möchte sehen ob ich die leuchtende Blume finde, ehe es ganz dunkel wird.
Bleib du hier vorne in der Höhle und wenn etwas Ungewöhnliches passiert, dann lauf ganz schnell weg!“ „Kann ich nicht mit dir die Blume suchen?“ „Greta sieh einmal wie steil die Felsen sind, das ist nichts für so liebe, kleine Mädchen wie dich. Sieh dir hier alles an, erfreue dich über die Farbenpracht hier in der Höhle.“
Martin geht zu den Felsen, er klettert immer höher, bis er zu einer kleinen Schlucht kommt. Er ist fasziniert, über ihm ist eine große Öffnung, durch die die Sonne bis tief in die Schlucht scheint. Dort unten sieht er eine kleine Wiese, auf der viele bunte Blumen blühen. Vorsichtig steigt er hinab, doch so viel er auch sucht, eine Blume die leuchtet, kann er nicht finden. Da sucht er sich die schönste Blume aus, um sie Greta zu schenken. Martin klettert wieder nach oben und macht sich auf den Rückweg.
Greta hat sich in der Zeit, unten in der Höhle jeden Winkel angesehen. Sie hat in ihrem Leben noch nie so etwas Schönes gesehen. Plötzlich hört sie ein Schnaufen, als sie sich umdreht, steht das Ungeheuer vor ihr. Greta ist vor Schreck ganz starr. Doch als das Ungeheuer immer näher kam, schrie Greta: „Martin, Martin so hilf mir doch.“ Zum Glück hatte Martin den Hilferuf gehört. Er rief von oben in der Felswand: „Greta zurück, lauf weg!“ Als Greta zurückgelaufen war, hat Martin einen dicken Felsbrocken runter gestoßen, der das Ungeheuer zum Glück getroffen und getötet hat.
Kapitel 7
Martin kam nun ganz aufgeregt unten in der Höhle wieder an, er nahm seine Greta, die noch ganz blass war, in den Arm und schenkte ihr die Blume. „Leider habe ich die leuchtende Blume nicht gefunden, aber ich habe die schönste Blume für dich mitgebracht.“
Da trat plötzlich der Waldschrat in die Höhle und als er auf Greta und Martin zuging, fing die Blume an zu leuchten.
Die ganzen Haare fielen von ihm ab und vor ihnen stand ein Mensch, der aussah, wie alle anderen Menschen auch. Jetzt brauchte keiner mehr vor ihm fortzulaufen. „Ihr habt mich von meiner Schuld befreit und den Fluch von mir genommen, auch das Ungeheuer habt ihr getötet, jetzt ist der Weg in die Höhle frei. Euch Beiden meinen Dank, ihr habt ein mutiges Werk vollbracht. Seht jene Truhe dort, sie ist bis an den Rand gefüllt mit Gold. Ihr Anblick hat meinem Freund das Leben gekostet, ich schenk sie euch. Was mich so unglücklich machte, soll euch nur Glück bringen. Ich werde mir wieder eine Arbeit als Knecht suchen und hoffe, dass ich dann wieder glücklich und zufrieden sein darf.“
„Oh Martin, all das viele Gold soll uns gehören.“ „Ja, ihr sollt es haben, weil ich weiß, dass ihr es gut verwenden werdet.“ „Martin wir sind jetzt reich.“ „Ja Greta, wir sind reich, aber bei all dem Reichtum wollen wir nicht die armen Menschen, die in Not und Elend leben vergessen. Wir wollen helfen, deren Not zu lindern. Auch die armen Tiere sollen im Winter keinen Hunger mehr leiden.
Kapitel 8
Doch hör, ich glaube ich habe Schritte gehört.“Da ruft Greta: „Das ist ja Vaters Stimme, er kommt um uns zu suchen. Was er wohl sagen wird wenn ich ihm erzähle, wie reich du jetzt bist“? „Du wolltest wohl sagen, dass wir reich geworden sind, denn dir gehört der Schatz genauso wie mir.“„Ist ja schon gut Martin, ich meine doch nur, weil der Vater unbedingt einen reichen Schwiegersohn haben will.“ „Greta“ ruft Martin freudig aus, „ist das dein Ernst?“
Da kommt auch schon der Vater mit dem Clemens in die Höhle und ruft: „Gott sei Dank, da seid ihr beiden Ausreißer.“ „Vater was bin ich froh, dass du gekommen bist. Stell dir vor, wir haben den Waldschrat erlöst.“ „Was habt ihr gemacht?“ Da erzählt Greta: „Der Waldschrat war ein armer Mensch, der eine schwere Schuld zu tragen hatte und Martin hat die Blume der Erlösung gefunden und damit den Fluch von dem armen Mann genommen.“
„Clemens, verstehst du das?“„Vater, das ist aber noch nicht alles, Martin hat auch mir das Leben gerettet. Das Untier wollte mich fressen, da hat Martin ihn totgeschlagen. „Clemens, verstehst du das?“ „Ja doch, das verstehe ich, dass Untier hatte gar keinen schlechten Geschmack. Ich würde Greta zwar nicht gleich fressen, aber so ganz fest an mich drücken würde ich sie schon gerne mal, aber das überlasse ich lieber Jüngeren, nicht wahr Martin?“ Martin wurde ganz verlegen: „Clemens was redest du denn da?“ Da rief Greta: „Vater, als wir den Waldschrat bei der Ruine trafen und auch als er das Untier getötet hat, war der Martin sooo mutig. Jetzt bekommt er kein vernünftiges Wort über seine Lippen.“
„Martin wenn du es dem Vater nicht sagst, dann muss ich es tun. Vater, der Martin will dich fragen, ob er als Schwiegersohn willkommen ist? Ich habe schon „ja“ zu ihm gesagt.“„Aber Greta, du weißt doch… “ Greta unterbricht ihren Vater schnell und sagt: „Vater dreh dich einmal um, diese Truhe dort ist voller Geld, sie gehört Martin. Er hat sie als Lohn für seinen Mut und für sein gutes Herz bekommen, denn er den Waldschrat ja von seiner Schuld erlöst.
Martin nun sag du doch auch einmal was. Vorhin warst du so mutig und immer wenn du den Vater siehst, bekommst du kein Wort heraus.“ „Dann ist der Martin ja reich? Und als reicher Mann will er um deine Hand anhalten? Davon habe ich aber noch nichts bemerkt.“ „Los Martin sei nicht so feige.“
„Greta, du hast vergessen zu sagen, dass der Geldschatz uns beiden gehört.“ Martin schaute den Vater an, holte tief Luft: „Ich wollte, ähh, ich möchte sie, ähh, höflich bitten, ähh, mir ihre Tochter Greta, ähh, zur Frau zu geben. Oh, ist das schwer.“ Da sagte Clemens: „Na, Tannenberg was sagst du nun, jetzt hat Martin sogar ganz offiziell um die Hand von Greta angehalten.“ – Greta sieht ihren Vater bittend an, „Vater was sagst du nun?“„Ich weiß ja schon lange, dass ihr euch lieb habt, ich habe doch auch gar nichts gegen Martin. Jetzt wo er kein armes Luder mehr ist, will ich eurem Glück auch nicht mehr im Wege sein.“„Vater dann sagst du ja?“„Jetzt wo Martin so viel Geld hat, soll er auch meine Greta zur Frau haben. Denn wo Geld im Haus, bleibt das Glück nicht aus.“
Kapitel 9
Da steht plötzlich der Knecht wieder in der Höhle und ruft: „falsch Tannenbergwirt, das Geld sollte keine Macht über euch haben.“„Ja wer bist denn du?“„Ich bin der, vor denen die Menschen die Flucht ergriffen, man nannte mich das Ungeheuer und den Waldschrat. Durch Mut und Mitleid wurde meine Schuld getilgt. Ich war durch den Anblick des Geldes schuldig geworden. Ihr aber seid frei von Schuld, darum rate ich euch: „Vertraut nicht dem Geld, es strahlt und glänzt, aber es vergiftet eure Seele und euer Gewissen. Doch wenn ihr das Geld beherrscht, so kann es für euch zum Segen sein.“
Martin fasst seine Greta an den Händen und sagt: „Greta wir wollen uns all die guten Worte zu Herzen nehmen, wollen nie auf arme, bedürftige Menschen herab sehen, sondern helfen. Dann wird uns das Glück sicher treu bleiben.“